Die Geschichte der Stadt Eutin

Schon in der Steinzeit (8000 - 4000 v.Chr.) ist die Gegend, wo jetzt das Städtchen Eutin liegt mit Sicherheit besiedelt gewesen, Ausgrabungen steinzeitlicher Werkzeuge beweisen dies und auch aus der Bronzezeit (1750 - 750 v. Chr.) sind Fundstücke vorhanden, die auf eine dichte Besiedelung hinweisen.

In den ersten Jahrhunderten nach Christus wanderten aber die Germanen als folge einer Klimaverschlechterung ab, aus den Jahren 500 - 600 gibt es so gut wie keine Funde mehr.

Etwa 600 - 700 n.Chr. besiedeln indoeuropäische Volksstämme die Gegend, es sind Wagrier, ein Teilstamm der Obotriten, die zu den Slawen zählen.


Völkerbewegungen

Das Machtzentrum ist Oldenburg/Holst. und später Alt-Lübeck. Eutin wird in der Slawenchronik Helmhold von Bosau als Utin um 1170 erstmals erwähnt.

Ob der Name Utin auf einen Stammesfürsten Uta oder Uto hinweist oder aus dem Alt-Slawischen U-tina (Ort am sumpfigen Ufer) abgeleitet ist kann nicht genau gesagt werden. Besiedelt war aber in erster Linie die jetzige Fasaneninsel, was Scherbenfunde auf der Insel und im See beweisen. Auch altes Bauholz wurde auf der Insel gefunden. Es ist von ca. 750 - 1000 n.Chr.

Nach verschiedenen kriegerischen Auseinandersetzungen, der Zugehörigkeit zu verschiedenen Herscherhäusern bekommt die Siedlung Utin 1286 die Stadtrechte.

Das Stadtrecht

Markt und Michaeliskirche


Eutin hatte sich in den 300 Jahren nach Verleihung des Stadtrechtes im Jahre 1257 zu einer kleine Stadt in der bäuerliche Wirtschaft überwog entwickelt.

Die in Eutin seit 1274 residierenden Bischöfe prägten die Stadt maßgeblich durch ihren fortwährenden Kampf um die geistliche und weltliche Vorherrschaft. Der neue, fortschrittliche Geist so bedeutender Männer wie Eberhard von Holle brachte mit der Reformation den Sieg des Luthertums.

Nicht nur ein weiteren Ausbau der Kirche, sondern auch den Bau einer Stadtschule und eines Armenhauses trieb er voran. Die Michaeliskirche, weit ins Land sichtbar, nahm auch als Institution eine überragende Stellung in der Stadt ein.

1575 bis 1650, in den Zeiten der Hexenverfolgungen gab es nachgewiesenermaßen 16 Prozesse wegen Hexerei und Zauberei. In Eutin wurden mindestens acht Menschen in den hingerichtet.


Stadtwappen von Eutin

Brand, Pest, Not und Einquartierung im 30jährigen Krieg und in den so genannten Polackenkriege (1657 - 60 Karl des 10ten von Schweden gegen Dänemark) zogen das Städtchen stark in Mitleidenschaft. Trotz dem war die Verwaltung durch die Fürstbischöfe nie unterbrochen. Die Regierenden der Kleinstaaten, die immer von den großen, mächtigen Herrschern abhängig waren, versuchten alles, um den Schaden für Eutin so gering wie möglich zu halten.

1620 wurden Bäcker, Schuster und Schneider als die ersten Handwerkerzünfte erwähnt. Eine Feuersbrunst im Jahre 1689, verschonte auch das Schloss nicht. Der eifrige Wiederaufbau veränderte das Aussehen der Stadt, die Häuser bekamen ein städtisches Aussehen. Durch die Wahl nichtbrennbarer Baustoffe sollten solche Großfeuer verhindert werden.

18. Jahrhundert


Schloss Eutin


Anfang des 18. Jahrhunderts wurden Schloss, Schlosskapelle und Kirche weiter ausgebaut und mit kostbarem sakralen Gerät, das vorwiegend in Hamburg gekauft wurde, ausgestattet. Einiges ist heute noch vorhanden. Das barocke Hofleben war wie überall in den deutschen Residenzen auf dem Höhepunkt. Auch die Gottorfer Verwandtschaft mit dem russischen Zarenhaus machte sich am Eutiner Hof glanzvoll bemerkbar.

Die Verkehrsverbindungen, hauptsächlich mit Lübeck, die bereits im 17. Jahrhundert bestanden wurden im 18. Jahrhundert erweitert doch das kirchliche und das gewerbliche Leben waren streng reglementiert.

Die Fürstbischöflichen Beamten lenkten fähig und gerecht die Geschicke der aufstrebenden Stadt. Eine Witwen- und Waisenkasse wurde eingerichtet und auch für die Armen wurde etwas getan. Bis tief in das Familienleben drangen die Gesetze ein. Auch wurden viele neue Häuser errichtet.

Der anhaltende Frieden brachte der Stadt anspruchsvolle, neue Häuser, die zum Teil bis heute erhalten sind. Eutin hatte Mitte des l8. Jahrhunderts 1981 Einwohner und zur Jahrhundertwende rund 2300.


Häuser am Markt

Eutins große Zeit war das letzte Drittel des 18. Jahrhunderts, die Zeit des Hofgoldschmiedes Hans Heinrich Geertz.

Männer wie Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg, Johann Heinrich Voss, Georg Heinrich Ludwig Nicolovius, Johann Georg Schlosser, Friedrich Heinrich Jacobi, der Goethemaler J. H. W. Tischbein, Heinrich Arminius Riemann, sind mit Eutin verbunden und verhalfen dem Geisteswesen zu hoher Blüte. Viele berühmte Reisende kamen in die Stadt. Eutin war weit über die Grenzen bekannt.

Die Geburt Carl Maria von Webers im Jahre 1786 in Eutin trug erst später zum Ruhm der Stadt bei.


Johann Heinrich Voss um 1785 gemalt von J.H.W. Tischbein Ostholstein-Museum
Peter Friedrich Ludwig 1785 - 1829 Ostholstein-Museum

Der Glanz am Hofe war allerdings dahin, Herzog Peter Friedrich Ludwig hatte keine Freude daran, holte aber hervorragende Männer nach Eutin . Er gründete 1792 eine Armenschule, um das Los der Armen durch Bildung zu verbessern. Die Eltern wurden unter Strafandrohung gezwungen, ihre Kinder im Winter in die Schule zu schicken. Im Sommer waren sie als Arbeitskräfte unentbehrlich. Das Zeitalter der Aufklärung ging an Eutin fast unbemerkt vorüber, es erschütterte das beschauliche Leben der Kleinstadt nicht. 1802 gab es bereits eine wöchentlich erscheinende Zeitung.

Im Jahre 1803 endete die geistliche Herrschaft mit der Auflösung des Hochstifts und Herzog Peter führte als weltlicher Herrscher die Stadt und sein Fürstentum weiter.

Der Napoleonische Krieg und die Befreiungskriege



Der Napoleonische Krieg brachte erneut Not und Elend nach Eutin. Besonders im Jahre 1813 durch die Besetzung französischer Reiter, die mit aller Härte Kriegskontributionen eintrieben.

In den Befreiungskriegen, Schleswig-Holstein gegen Dänemark hielten die Eutiner so wie das gesamte Lübecker Fürstentum und zur deutschen Seite. Eutiner Bürger spendeten 1814 spontan für die Opfer und 1848 gaben viele, so auch die Goldschmiede Becker und Wachholtz Geld für den Bau einer deutschen Flotte. Die Spender wurden mit Namen und Betrag im Eutiner Wochenblatt veröffentlicht.




Oldenburgische Offiziere 1850 Stadtarchiv Eutin

Aufschwung




Der Orientexpress in Eutin

Die wirtschaftliche Not nach den Befreiungskriegen machte Eutin schwer zu schaffen. 1832 kam es sogar zu einem Aufstand der Heueristen, das sind die Untermieter von Katen ohne eigenen Besitz.

Weimarer Republik und Drittes Reich



Das Eutiner Offizierskorps der 162er rückt ins Kriegslager aus. (Foto: Wikipedia)

Die SA unterhielt in Eutin von Juli 1933 bis Mai 1934 das KZ Eutin, ein frühes Konzentrationslager für Nazigegner, Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Juden. Sie wurden dort gefangen gehalten und misshandelt.

Der 1936 gegründete nationalsozialistische Eutiner Dichterkreis knüpfte an die Tradition des historischen Eutiner Kreises an. Er verbreitete in seinem Almanach vor allem Heimatkunst und Blut-und-Boden-Ideologien. Der Eutiner Dichterkreis wurde eine bedeutende literarische Gruppe in der Zeit des Nationalsozialismus. Schirmherren waren Johann Heinrich Böhmcker, Eutiner NS-Regierungspräsident und SA-Gruppenführer und danach Hinrich Lohse (*1896 - †1964), Gauleiter und später "Reichskommissar für das Ostland" Er war aktiv am Holocaust und den Euthanasiemorden beteiligt.

Wiederaufbau bis Heute


Im August 1946. nach Kriegsende wurde der Landkreis Eutin gegründeten und am 26. April 1970 mit dem Kreis Oldenburg-Holstein zum Kreis Ostholstein zusammengelegt. Kreisstadt ist Eutin.

Rarhaus Eutin

Rund 20.000 Einwohner drängten sich nach dem Krieg in der Stadt, die nur Wohnraum für 9.000 Bürger hatte. Überwiegend Flüchtlinge aus Ostpreußen kamen hir her.

Lebensmittel, Bekleidung und andere Dinge waren knapp und wenn überhaupt nur gegen Bezugsscheine oder Lebensmittelkarten zu bekommen, CARE-Pakete kamen selten. Die Schulspeisung für die Kinder machte auch nicht alle satt.
Zu dem Hunger kam besonders im Winter 1946/47 die Kälte mit über 100 Frosttagen mit Temperaturen unter -20 Grad Celsius und einer durchgehende Schneedecke bis Ende März. Es war einer der kältesten des 20. Jahrhunderts. Wenn möglich, wurde mit allem geheizt, was brennt, wenn nicht gab es öffentliche Wärmehallen.

Vom 21. bis zum 23. Juni 1947 fand der 1. Kongress der Europa-Union mit ca. 500 Teilnehmern aus den vier Besatzungszonen und aus dem Ausland statt. Die "Europa-Union" besteht noch heute.
Bürgermeister Dr.-Ricklefs lenkte die Geschicke der Stadt. Ruhe kehrte wieder ein, das Leben nahm seinen Lauf.

Eutiner Sommerspiele Der Freischuetz

Am 1. Juni 1956 kam die Bereitschaftspolizeiabteilung, die 1951 in Eckernförde gegründet war, nach Eutin-Hubertushöh in eine neu gebaute Unterkunft, 1957 auch die Landespolizeischule.

1966 bis 1984 war Friedrich Knutzen Bürgermeister in Eutin. In Seiner Amtszeit wurden neue Wohngebiete erschlossen, die Infrastruktur verbessert und Sportstätten erweitert. Ihm folgen im Amt Gernot Grimm, Klaus-Dieter Schulz und seit Februar 2016 Carsten Behnk.

Vom 28, April bis 3. Oktober 2016 fand in Eutin die Landesgartenschau statt. Aus dem Seepark verschwanden zu diesem Ereignis alle Rosen. Es blieben der schon hoch verschuldeten Stadt nur noch mehr Verpflichtungen.

Die Fotos sind von Manfred Ehmke, wenn nicht anders beschrieben.